3. Februar 2011

Berliner Lektionen: Andrei Ujica und Friedrich Kittler

Im Rahmen der Berliner Festspiele findet am kommenden Sonntag im Renaissance-Theater eine interessante Veranstaltung statt:
Der Film der Geschichte
Gespräch des Autoren und Filmemachers mit dem Medienwissenschaftler
Einführung: Joachim Sartorius

Andrei Ujica wurde 1951 in Rumänien geboren, seit 1981 lebt der Schriftsteller und Filmemacher in Deutschland. Seine Filme sind montierte Wirklichkeitsbilder, mischen gleichsam die Sichtbarkeit von Geschichte neu. Ujica reflektiert damit das Verhältnis von politischer Macht und Medien in Europa am Ende des Kalten Krieges.

Videogramme einer Revolution (zusammen mit Harun Farocki, 1992) fängt die Geschehnisse des 21. Dezember 1989 ein, als sich Ungeheuerliches ereignet: Die Ansprache des rumänischen Diktators Ceausescu wird gestört – daraufhin richten sich die Kameras gen Himmel. Aus einer Inszenierung der Macht werden Bilder vom Beginneiner Revolution, die sich als Staatsstreich entpuppt. Out of the Present (1995) zeigt Ereignisse auf der Erde und im All zwischen Mai 1991 und März 1992. Während der zehn Monate, die die MIR-Besatzung um die Erde kreist, bricht die Sowjetunion zusammen. Für seine 2010 in Cannes gezeigte Autobiografie des Nicolae Ceausescu hat Ujica Propagandafilmmaterial über den rumänischen Staatspräsidenten zu einem dreistündigen Panorama verdichtet: »Mit der Figur des ideologischen Diktators befrage ich das historische Zeichen, unter dem das 20. Jahrhundert stand.«

Andrei Ujica ist seit 2001 Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und seit 2002 Gründungsdirektor des ZKM-Filminstituts.

Friedrich Kittler lehrt Ästhetik und Geschichte der Medien an der Humboldt-Universität Berlin. Ausgehend von den technischen Medien hat der Sprach- und Kulturwissenschaftler zahlreiche Beiträge zur Theorie und Geschichte der Kulturtechniken vorgelegt, auch zu den optischen Medien und den Auswirkungen des Films auf das Speichermonopol der Schrift.

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