12. Februar 2011

Anstatt zur Berlinale I: Fred Keleman, Frost

Die von Erika Richter kuratierte Fred Keleman-Retro im Krokodil, die bis Mitte des Jahres im Monatsrhythmus präsentiert wird, läuft auch während der Berlinale weiter. Am Samstag, 12.2. läuft um 20h.

Der Einfachheit halber hier der Programmtext:
""Zeit der Feuer und der Liebe, entzündet gegen Kälte und Furcht. Zeit zwischen den Jahren, da alles stillzustehen scheint und alles sich schmückt zu heiligen Festen. Zeit der Dunkelheit.
In der Weihnachtsnacht muss der siebenjährige Micha mit seiner jungen Mutter Marianne vor der Gewalt seines betrunkenen Vaters fliehen. Das Notwendigste in einem Koffer verstaut, verlassen sie heimlich ihre Wohnung im Souterrain eines Mietshauses.
Marianne erinnert sich an ihre Kindheit, die sie auf dem Land in Ostdeutschland verbrachte. Dorthin, an den Ort ihrer Kindheit, will sie zurück. Dort hofft sie Hilfe, Güte, Frieden zu finden. Als sie glaubt, am Ziel ihrer Reise angekommen zu sein, findet sie eine von Eis überzogene Landschaft vor. Bäume starren aus der erfrorenen Bewegung von Wellen. Am Horizont sticht die Spitze eines versunkenen Kirchturmes durch die winterliche Erde. Hat es den Ort ihrer Kindheit hier gegeben, überflutet jetzt und vereist? Oder täuscht sie die Erinnerung?
Auf ihrer siebentägigen Odyssee durch das vereiste Deutschland begegnen ihnen Menschen, die alle keine Ruhe, keinen Ort des Bleibens bieten, sondern von Hintergedanken, der eigenen Armut oder Verlorenheit geleitet, sie nur tiefer verwunden und nichts weiter als erneute Stationen der Flucht sind. Am vorläufigen Ende des Weges, im Hotel einer fremden Stadt, kommt es für kurze Zeit zum ersehnten Frieden, der jedoch nicht dauern kann.

...jede Einstellung, in der oft nicht mehr passiert, als dass die Frau mit ihrem Kind über dürre Felder, durch den Nebel oder über vereiste Flussüberschwemmungen geht, unendlich langsam, ist so lang, wie sonst ganze Sequenzen sind. Ein vollkommen ungewohnter Rhythmus ist das, den man kaum ertragen könnte, wäre nicht jedes Bild dieses Films eine Offenbarung von Schönheit, von Wärme inmitten der polaren Trostlosigkeit dieses Lebens. (Peter W. Jansen, Badische Zeitung, 25.02. 1997)

Das ist einer der ganz großen Filme der neunziger Jahre. Bis heute hat der Film nicht die ihm gebührende Verbreitung gehabt. FROST ist ein Film, der wirklich noch zu entdecken ist. (Erika Gregor, Zwischen Barrikade und Elfenbeinturm, 30 Jahre Internationales Forum des Jungen Films, Berlin 2000)

FROST ist ein bis ins kleinste Detail ausgearbeiteter Film, in dem Kelemens zentrale Themen - menschliche Grausamkeit und Einsamkeit - eine epische Ausbreitung erfahren, wobei er sich weise auf die universelle Beziehung zwischen einer Mutter, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht, und ihrem Sohn konzentriert. FROST ist mit seiner Furcht einflößenden Leere und seiner plötzlichen gewaltsamen Katharsis einer der Meilensteine des europäischen Films der späten 90er Jahre. (Anthology Film Archives, New York, Januar 2003). ... ""

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