22. September 2009

Aggro Battle in Verona

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Romeo und Julia - nach William Shakespeare
Maxim Gorki Theater Berlin
Regie: Nuran David Calis
Bühne: Irina Schicketanz
Kostüme: Amelie von Bülow
Musik: Vivan Bhatti
Video: Karnik Gregorian
Dramaturgie: Carmen Wolfram
mit: Mike Adler, Anika Baumann, Bastian Bömches von Boor, Picco Von Groote, Johann Jürgens, Luis Lüps, Robert Niemann, Tilman Rose, Max Simonischek, Gunnar Teuber, Leon Ullrich, Jan Marius Walter.

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Eine Geschichte von der Liebe zweier Teenager. Zwei feindliche Gangs in Berlin führen Straßenkrieg um des Krieges willen. Warum die einen die anderen nicht sehen können, weiß längst keiner mehr, die einen sind reich, dekadent und obszön, die anderen arm, einfach und wütend. Shakespeares alter Stoff kommt hier - wie zu oft versucht, aber selten gelungen - im neuen Gewand daher, und es steht ihm gut. Die dichtende Jugend von heute vemiest dem Betreiber des Nightclubs "V.E.R.O.N.A.", Lorenzo (Gunnar Teuber), mit ihren Prügeleien das Geschäft. Er beschließt, zu selektieren: ein Hip Hop-Battle soll entscheiden, welche der beiden Familien demnächst exclusiven und welche überhaupt keinen Zutritt zu seinem Club erhalten soll.

Im Getümmel vor dem großen Abend treffen zwei eigentlich schon verschenkte Herzen aufeinander und können plötzlich nur von Liebe und Küssen rappen. Als Romeo (Max Simonischek) später auch Tybalt gegenüber statt Beleidigungen Sympathieerklärungen um die Ohren haut, muss ein anderer Montague einspringen, um den Kampf mit Worten zu gewinnen und gleichzeitig zu beenden. Jetzt wird richtig gekämpft und jetzt, da Blut fließt, bricht das Chaos aus.



Ein zweites "gemischtes" Liebespaar bestehend aus Julias Freundin und Ammenersatz Mia (Picco Von Groote) und Mercutio (Mike Adler) zeigt, wie es anders laufen kann. Sie treffen sich heimlich und schmieden Pläne, die aus Mias Loyalität zur Family niemals umgesetzt werden. Erst Mercutios Tod durch ebendiese bewirkt eine Meinungsänderung - zu spät um wegzulaufen, zu enttäuscht um zu bleiben. So geht alles den Bach herunter, Lorenzos Appelle an die Vernunft der Teenager bleiben unerhört und der Alptraum jener Rentner, die beim ersten Rapper-Gastauftritt empört den Saal verlassen haben, wird auf der Bühne war: Teenies gone wild. Julia kokst sich mit Lorenzos Vorräten ins Koma (oder zu Tode?), der Rest ist...



Unter Mitwirkung von Schülern der Rütli-Schule, Studenten der UdK und Berliner Rappern entstand hier eine humorvolle Mischung aus Shakespeares Liebesdrama und 8 Mile, die sich einen Dreck um das Blatt vor den Mund (oder woanders) schert. Vor allem ist diese Inszenierung eine, die funktioniert und deshalb den Nachwuchs nicht bereits beim ersten obligatorischen Theaterbesuch mit der Schulklasse vom ersten freiwilligen abschreckt. Alle anderen Zuschauer erinnert sie an die eigene Jugend, egal, ob Hip Hop darin eine Rolle gespielt hat oder nicht. Wer den Saal nicht mit einem dem Wahnwitz der Jugend gewidmeten Lächeln verlässt, sollte seinen Shakespeare in Zukunft lieber auf herkömmliche Art konsumieren.

Die nächsten Termine sind: 12.10. und 26.10. jeweils 19.30h.
Ab 14 Jahren.
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Fotos: MGT Berlin
Romeo und Julia auf den Seiten des Gorki
Romeo und Julia im Volltext bei Projekt Gutenberg

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