3. August 2009

(Web) Comedy Update 1

Achtung: Einige der Clips sind im falschen Format eingebettet. Es empfiehlt sich, sie auf den Original-Websites anzusehen.
Die Komödie ist das Genre, das dürfte sich langsam herumgesprochen haben, in welchem das amerikanische Kino am lebendigsten und vielfältigsten geblieben ist. Mindestens genauso interessant aber wie die Kinokomödien sind die Wechselwirkungen zwischen Kino, Fernsehen und Internet, die eben in diesem Genre besonders ausgeprägt sind. Hier möchte ich in unregelmäßiger Folge einige Comedy-Entdeckungen neueren und nicht ganz so neueren Datums vorstellen, die diese fruchtbaren Wechselbeziehungen unter Beweis stellen. Hauptsächlich werde ich auf Internet-Inhalte hinweisen, wenn es sich anbietet, möchte ich allerdings auch Ausflüge in andere Medien unternehmen. Insbesondere bin ich an der episodenbasierten, fernsehnahen Form der "web series" interessiert. Da das Internet, geoblocking zum Trotz, ein internationales Medium ist, werden hoffentlich nicht nur amerikanische Produktionen auftauchen. Der Schwerpunkt jedoch soll zunächst auf diesen liegen.

Break a Leg

Zu Beginn ein zumindest minor classic: Von 2007 bis 2008 produzierten die gebürtigen Ukainer Yuri und Vlad Baranovsky diese web series, die aus einem von den Machern der mir noch unbekannten TV-Sitcom It's Always Sunny in Philadelphia (u.a. mit Danny DeVito) veranstalteten Fan-Wettbewerb entstanden ist. Die Reaktion auf den Beitrag der Brüder (ein selbstproduzierter Pilot für eine Fernsehserie) war so gut, dass diese beschlossen, dem Piloten eine ganze Serie folgen zu lassen. Entstanden ist eine Sitcom von und für Sitcom-Geeks, die die selbstreflektiven Tendenzen im gegenwärtigen (wie im vergangenen) Humorschaffen aufgreift und gezielt übersteigert. Nicht umsonst bewerben die Baranovskys ihre Serie so: "You've found Break a Leg - The Sitcom, the award aspiring Internet sitcom brought to you by the acclaimed fans of Arrested Development, Scrubs, and The Office."
Break a Leg zeichnet sich durch ein trotz des nicht vorhandenen Budgets sehr ordentliches Produktionsniveau aus. Deutlich erkennbar ist, dass alle Beteiligten darauf hofften, durch diesen - erst einmal eigenfinanzierten, aber semiprofessionell produzierten - Kraftakt einen Fuß in die Tür der Fernsehcomedie-Produzenten zu bekommen. Ich weiß nicht, warum dies bisher noch nicht so recht zu funktionieren scheint, die Serie ist streckenweise ziemlich großartig. Sie spielt in San Francisco und handelt von - genau - der Produktion einer Sitcom, allerdings einer fürs Fernsehen. Hollywood mischt auch manchmal mit, unter anderem eine ominöse Child Actor's Guild, die die Arbeitskampftaktiken ihrer berühmteren Schwesterorganisationen grundlegend radikalisiert. In Break a Leg steht die authentische Lebenswelt der Macher (urbanes Medienproletariat der nerdigeren Sorte) direkt und unverbunden neben wirren Fantastereien und irgendwie funktioniert das (fast) alles wunderbar.
(hier die erste Episode)

A.D. Miles

Gibt es bereits auteurs im Bereich der web series? A.D. Miles wäre zumindest ein Kandidat. Dem einen oder anderen dürfte er aus unterschiedlichen Projekten David Wains bekannt sein (dessen Wainy Days immer noch die beste web series ist, die ich kenne). In denen übernimmt der schlacksige, entfernt an Jon Heder gemahnende Blonde meist Nebenrollen. A.D. Miles hat inzwischen einen sehr guten Fernsehjob als head writer bei Late Night with Jimmy Fallon, einer neuen NBC-Show. Daneben arbeitet er seit 2008 allerdings auch an Webserien. Entstanden sind zwei Serien, die sich parodistisch an gegebenen Formen abarbeiten: Horrible People an bourgeoisen soap operas a la Dallas, Hot Sluts an - ganz was anderes - Sexploitationfilmen der Siebziger Jahre. Beide Serien zeichnen sich dadurch aus, dass Reiz, Look und Jargon der Originale fast ungebrochen übernommen und nur punktuell, dann aber auf sehr gelungene Art und Weise übersteigert wird.
Die beiden Serien sind, anders als Break a Leg, keine Eigenproduktionen, sondern Auftragsarbeiten der Online-Videoplattformen My Damn Channel beziehungsweise Atom.com. Derartige Onlineplattformen, die sich mit exklusivem Material gegen den Branchenprimus Youtube zu behaupten versuchen, gehören zu den wichtigsten Finanzierern einer Kunstform, für die noch kein verallgemeinerbares Geschäftsmodell in Sicht ist. interessanterweise sind beide Plattformen eng mit Fernsehsendern verbunden und übernehmen Promotion-Aufgaben für HBO (MyDamnChannel) respektive Comedy Central (Atom.com). Dies ist nur eines unter vielen Beispielen für die ökonomischen Wechselbeziehungen zwischen alten und neuen Medien. Wer hier tiefer einsteigen möchte, der sei auf die hochinteressante Website news.tubefilter verwiesen, die sich dem Internetfernsehen durchaus auch in seinen ökonomischen Aspekten verschrieben hat.
Hier aber zunächst die erste Folge Horrible People:


Michael and Michael have Issues

Weil es sich anbietet, ein kurzer Ausflug ins Fernsehen: Wie A.D. Miles arbeiten auch Michael Showalter und Michael Ian Black regelmäßig mit David Wain zusammen. Alle drei entstammen der New Yorker Alternative-Comedy-Szene, die in den letzten Jahren vehement den Mainstream infiltriert. Während Wain eine Karriere als A-Regisseur in Hollywood vor sich haben könnte, haben sich seine Brüder im Geiste eine Sendung bei Comedy Central unter den Nagel gerissen (und zwar eine, die auf dem wichtigen Sendeplatz vor der Daily Show platziert wurde). Michael ans Michael have Issues scheint eine wiederum äußerst selbstreflexive Mischform aus Sketsch-Comedy-Show und klassischer Sitcom anzustreben. Wie und ob das funktioniert kann ist hierzulande noch nicht so recht abzuschätzen, da online keine ganzen Epsidoden, sondern nur kurze Clips verfügbar sind. Hier einer (recht zufällig ausgewählt):
Michael & Michael Have IssuesWed 10:30pm / 9:30c
New Kid on the Block
www.comedycentral.com
Joke of the DayStand-Up ComedyFree Online Games


Imaginary Bitches

Zum Abschluss etwas wo nicht völlig, so doch ziemlich anderes: Wo die meisten der obigen Serien doch mehr oder weniger eindeutig auf ein maskulin gedachtes Nerd-Publikum zielen, hat Imaginary Bitches anderes im Sinn. Schon die Aufmachung der Website lässt auf ein eher weibliches Zielpublikum schließen, in der zugehörigen Internetserie spielen Männer nur Nebenrollen (als Sexobjekte, meistens). Ansonsten ist das Personal weiblich und zwar das reale ebenso wie das imaginäre:

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