Nachfolgend ein Ankündigungstext zur Filmreihe "Ein Lied um Mitternacht", die ab dem 1.3. im Berliner Arsenal zu sehen sein wird und an deren Kuratierung und Organisation einige Überbau-Autoren beteiligt sind. Das Programm und weitere Informationen hier.
Ein Lied um Mitternacht Chinesische Filmgeschichte von 1929 bis 19641. bis 31. März 2013 im Kino Arsenal |
Die Reihe "Ein Lied um Mitternacht – Chinesische Filmgeschichte von 1929 bis 1964" präsentiert erstmals einen Teil der chinesischen Filmgeschichte, der in Deutschland bislang unsichtbar war. Zum Vorschein kommt dabei eine der reichhaltigsten und vielseitigsten Kinematografien der Filmgeschichte. Die Reihe bildet das chinesische Kino in all seiner Heterogenität und Formenvielfalt in 24 Filmen ab: chinesische Filmgeschichte als ein offenes Spannungsfeld von Traditionslinien und Brüchen, das bis in die Gegenwart hinein das aktuelle Festivalkino prägt. Seit den 80er Jahren findet der chinesische Film weltweit Aufmerksamkeit. Programmkinos und Festivals feierten Regisseure wie Zhang Yimou, Jia Zhang-ke oder Wang Bing – ihre Filme wurden in den Feuilletons diskutiert. Jedoch meist in der Annahme, dass sich die vermeintlich staatskritische Ausrichtung der Filme grundlegend von dem unterscheide, was ihm historisch vorausging. Mehr noch, dass sein präziser Blick auf gesellschaftliche Transformationsprozesse eine Befreiung darstelle von einem banalen Kino des Dogmas und der kommunistischen Propaganda. Mit Blick auf die chinesische Filmgeschichte lässt sich diese Annahme nur bedingt aufrechterhalten. Sichtbar wird stattdessen eine vielseitige, dynamische Nationalkinematografie, die sich einerseits nicht auf eindeutige ideologische Positionierungen reduzieren lässt, andererseits aber da, wo sie sich für propagandistische Anstrengungen einspannen lässt, eine beeindruckende Vielfalt aufweist. Das Programm stellt Melodramen, Komödien und Krimis des breit gefächerten Star- und Genresystems des Shanghai-Kinos der 30er Jahre – darunter die Filme DAYBREAK (Tianming, China 1933) und LITTLE TOYS (Xiao Wanyi, China 1933) von Sun Yu neben das neue Kino, das nach dem Sieg der Volksbefreiungsarmee 1949 entstand. Selbst diese Filme lassen sich nicht auf die Klischees eines eindimensionalen Propagandafilmschaffens reduzieren. Es finden sich ebenso spielerische, wie filmisch versierte Auseinandersetzungen mit der sozialistischen Umgestaltung des Gemeinwesens. Eine besondere Entdeckung sind dabei zwei Animationsfilme der Zeichentrickpioniere Wan Guchan und Wan Laiming. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das Frühwerk des Autorenfilmers Xie Jin. Die ersten beiden Filme von Xie, WOMAN BASKETBALL PLAYER NO. 5 (Nu lan wu hao, Volksrepublik China 1957) und RED DETACHEMENT OF WOMAN (Hong se niang zi jun, Volksrepublik China 1961), verweisen auf eine besonders wichtige Traditionslinie: die Rolle der Frau in der chinesischen Gesellschaft. |
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