5. Juni 2012

Zwei Ereignisse im f.s.k.-Kino

I. ENGAGING WITH BAD FEELINGS ENGAGING WITH BAD FEELINGS ENGAGING WITH BAD FEELINGS ENGAGING WITH BAD FEELINGS HEUTE 05.06.2012 18:00 Uhr st Ende 20:30 Uhr, EINTRITT 7 EURO Kurzbeschreibung Das Filmprogramm „Engaging with Bad Feelings“ verbindet eine Reflexion über AIDS-Aktivismus mit queer-feministischen Initiativen der Politisierung des „feeling bad“. Gemeinsamer Bezugspunkt der Filme und Videoarbeiten ist es, kulturelle, politische und ästhetische Praktiken zu entwickeln, die sich der Individualisierung von traumatisierenden Erfahrungen mit Krankheit und Tod sowie negativ bewerteten Gefühlen wie Verzweiflung und Niedergeschlagenheit, Frustration oder Scham widersetzen. Präsentiert wird das Filmprogramm von Karin Michalski und Gregg Bordowitz. The filmscreening 'Engaging with Bad Feelings' combines a reflection about AIDS activism with queer-feminist initiatives to politicize 'feeling bad'. The film and video pieces share an interest in developing cultural, political and aesthetic practices that resist individualising traumatic experiences with illness and death, and bad feelings such as doubt, despondency, frustration or shame. The films are presented by Karin Michalski and Gregg Bordowitz. Filme auf Englisch, Diskussionen auf Deutsch und auf Englisch Films in English, discussions in German and English Programm Film & Video Programm kuratiert von/curated by Karin Michalski Gäste/Guests: Pauline Boudry & Renate Lorenz Untitled (Trashcan) Klara Lidén, 2011, 2,50 min. A short video about Tate Modern Emma Wolukau Wanambwa, 2003, 2005, 4,48 min. You killed me first Richard Kern, 1985, 12 min. Revolutionary Love: I am your worst fear, I am your best fantasy Sharon Hayes, 2008, 9 min. No Future Pauline Boudry / Renate Lorenz, 2011, 15 min. ____ Film von/by Gregg Bordowitz Habit Gregg Bordowitz, 2001, 52 min. II. ALEXANDER KLUGE ALEXANDER KLUGE ALEXANDER KLUGE ALEXANDER KLUGE DONNERSTAG, 07.06.2012 20:00 Das Ophthalmogramm der Geschichte – Alexander Kluge Mex. 2010, Idee und Regie: Marcelo Schuster Forschungsprojekt: Arturo Romero, Marcelo Schuster Deutsche Erstaufführung | Anschl. Gespräch & Diskussion mit dem argentinischen Regisseur & Philosophen »Alexander Kluge ist ein atypischer Filmemacher«, schreibt Marcelo Schuster, geboren 1973 in Buenos Aires, in Mexiko-Stadt lebend: »Als einer der Protagonisten und Sprecher des Neuen Deutschen Autoren-Films der siebziger Jahre erinnern Kluges Filme an die Anfänge der Kinematographie und deren Fragen zu Beginn der Filmgeschichte: Wie entsteht eine eigene Sprache mittels Kamera und Projektor? Wie zeigt sich die Spannung von Licht und Dunkel durch die Linse der neuen Apparatur? Was sehen wir? Was ist ein Auge, wenn es vermittels einer Maschine sieht?« In der Film-Montage führen M. Schuster und A. Romero an einem Tag im Jahr 2010 ein sehr langes Gespräch mit Alexander Kluge – und befragen ihn zu Eigentum, Geschichte, Erinnern, Gefühle, Wahrnehmung, Auswege. In Kluges Rede-Fluß – in die ruhigen Einstellungen auf das Gesicht des Erzählers – werden rhythmisch intermittierend Film-, Bild- und Text-Zitate montiert. Nicht nur Kluges Sprechen hat einen rauschhaften Charakter, auch die Bilddynamik der Zitate erzeugt einen Schwindel. Aber wie mancher Rausch auch zu Erkenntnissen führt, so lernen wir im Film Ausschnitte von Alexander Kluges Denken – mit viel Lächeln & Witz – kennen. 21:30 In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod D 1974, Regie: Alexander Kluge & Edgar Reitz 35MM-KOPIE Frankfurt im Februar 1974. Karneval. »Lach dich fit, mach mit.« Kurz zuvor: Besetzte Häuser werden geräumt und abgerissen. An der Oper wird gestreikt. Am Karneval-Samstag kommt es zu Straßenkämpfen. Mitten im Getümmel, inmitten der „Sprechweise öffentlicher Ereignisse“, hasten getrennt voneinander zwei Frauen durch die Bilder – mit Koffern und ohne feste Bleibe. Die eine, Inge Meier, arbeitet als Beischlaf­diebin, die andere, Rita Müller-Eisert, als Geheimagentin eines östlichen Staates. Beide untersuchen genauestens die Wirklichkeit. Inge Meier: »Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, was die Männer versprechen, erweist sich nachträglich immer als zu wenig. Für dieses Defizit nehme ich ihre Brieftasche an mich.« Es tauchen auf: ein singender Polizei-Chor, ein beim Beischlaf bestohlener stellv. Polizeipräsident, Räumkommandos, ein Baggerführer, Tanzgruppen, Demonstrie­rende, Streikende, Militante, Karneval-Prinzessinen ... »In unserem Film, der zwei Wochen nach dem Prinzip einer Doppel-Wochenschau von 90 Minuten zusammenfaßt […], weigern wir uns durchweg, dem Wunsch nach kritischen Sinn, nach Einfügung in die traditionellen Bedeutungsrahmen einschließlich der ‚gesellschaftsverändernden‘ nachzugeben. Wir rechnen allerdings damit, daß jeder Zuschauer, auch der politisch nichtorganisierte, aufgrund seiner Erfahrung hinreichend Hunger nach Sinn verspürt, also Stellung nehmen wird. Er wird es um so mehr tun, wenn nicht die Filmautoren ersatzweise für ihn die Raster vorgeben.«

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