26. April 2010

Zeughauskino: Das Kino & der Krieg.

Am 29. April um 20 Uhr wird Philipp Stiasny im Zeughauskino sein Buch Das Kino und der Krieg (Verlagsinfo) vorstellen und dabei einführend zwei Stummfilme vorstellen: Stürmische Tage in Berlin (1919) und Unsühnbar (1917). Der Programmtext:

Im Ersten Weltkrieg wird das noch junge Massenmedium Film erstmals in großem Umfang in die Kriegsanstrengungen zum Zweck der Propaganda und psychologischen Kriegsführung, der Ablenkung und Indoktrination eingebunden. In Deutschland setzt die militärische Führung verstärkt ab 1917 ihre Hoffnungen darauf, die hungernde und kriegsmüde Bevölkerung durch emotional packende, dramatische Filme mobilisieren und ihren Durchhaltewillen stärken zu können. Unsühnbar ist für diese Absichten ein hervorragendes Beispiel. Entstanden als Reaktion auf die Streiks vom April 1917, erzählt der Film, wie die „Heimatfront“ durch Aufrührer unterwandert wird. Im Zentrum stehen zwei Brüder: Der eine kämpft als Soldat an der Front, der andere arbeitet in einer Munitionsfabrik und lässt sich von einem geheimnisvollen Fremden zum Streik aufhetzen. Die Feinde werden hier im Inneren der Gesellschaft und weniger außerhalb der deutschen Grenzen lokalisiert. Unsühnbar greift damit nicht allein der Dolchstoßlegende vor, der Film liefert auch das Muster für zahlreiche antibolschewistische Filme nach 1918, die – wie der Dokumentarfilm Stürmische Tage in Berlin – vom Bürgerkrieg und der Angst vor ihm handeln.

Im Rahmen der Sonderveranstaltung wird der Filmhistoriker Philipp Stiasny sein Buch Das Kino und der Krieg. Deutschland 1914-1929 (edition text + kritik, 2009) vorstellen. Es geht der Frage nach, wie das populäre Kino der Stummfilmzeit die Erfahrung des alles umwälzenden Weltkriegs verarbeitet, und untersucht vergessene Melodramen, Krimis, Spionage- und Abenteuerfilme. Sie erzählen vom Bürgerkrieg, dem Krieg im historischen Gewand und dem Krieg der Zukunft und sind zugleich Teil der Debatte über das Erbe des Weltkriegs.

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