14. Mai 2009

Blutiger Freitag im Kino Central.




Bedauerlicherweise nicht am Freitag, sondern am Montag unternimmt das mittige Kino Central eine Reise in die Tiefen des deutschen Exploitationkinos und lässt - warum auch immer - Stargast Ben Becker den Kracher Blutiger Freitag auf der Leinwand präsentieren.

Blutiger Freitag ist eine italienisch-deutsche Coproduktion aus dem Jahre 1972, die es in sich hat. Gedreht vor dem historischen Hintergrund zahlreicher Banküberfälle der R.A.F., beutet Blutiger Freitag das schlagzeilenträchtige Thema nach Manier des italienischen Exploitationkinos ordentlich aus und vermengt dabei Klassenkampfattitüde, die Gastarbeiterfrage, und eine dem Kneipenmilieu nahestehende Gassensprache a la Rainer Brandt mit harten Actioneinlagen. Einer der großartigsten Momente ist jener, in dem Passanten im Stil der bundesrepublikanischen Sittenreportage (Schulmädchen, Hausfrauen, etc. pp. ) von einem mikrobewehrten Reporter um Statements zu den Ereignissen gebeten werden: Hat sich der generation gap zwischen Altnazis und Nachkriegsgeneration jemals prägnanter im deutschen Kino abgebildet?

Regisseur Rolf Olsen, der hier auch kurz vor der Kamera zu sehen ist ("Arschloch!"), begann seine Karriere im Tanten- und Nichtenkintopp der 60er Jahre, drehte dann Krautwestern und landete schließlich für lange Zeit im Sumpf des westdeutschen Bahnhofskino, wo er für Geld alles zu drehen schien, was ihm angeboten wurde. Im wunderbar grobschlächtigen, rauhbeinigen Blutiger Freitag schwingt er sich für eine Weile gar zum deutschen Samuel Fuller auf und lässt das deutsche Genrekino im besten Sinne italienisch aussehen. Nicht umsonst genießt der Film in eingeweihten Kreisen absoluten Kultstatus (und, äh, bei mir auch)!

Das Kino Central hat eine Infosite für den Film eingerichtet, sehr schön ist auch diese ausführliche Besprechung vom Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega aus Gelsenkirchen, der den Film selbstverständlich auch im Programm hatte. Ich selbst versuchte mich vor einiger Zeit an einem englischen Review des Films im Rahmen eines internationalen Blog-A-Thons (sprachliche Verfehlungen bitte ich zu entschuldigen).

Einen selbstgemachten Amateurtrailer hat ein freundlicher Mensch auf YouTube eingestellt. Das schöne daran ist: Das im Trailer ausgestellte Niveau wird vom Film über seine gesamte Dauer spielend gehalten!



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