23. April 2009

Anonymus.




Dass die Möglichkeiten des Datenaustauschs über das Internet entgegen sämtlicher ängstlich an die Wand projezierter Untergangsszenarien zunächst einmal eine Verheißung an die Menschheit darstellen, unterstrich Sebastian Lütgert zuletzt in einer (hier zu annoncieren leider sträflicherweise vergessenen) Veranstaltung im Kino Arsenal in aller Deutlichkeit (nur um einen sehr, sehr dämlichen Kommentar zu ernten, der hier gar nicht erst wiedergegeben werden soll).

Eine Verheißung diesbezüglich ist beispielsweise die gesteigerte Distribuierbarkeit experimenteller Filmformen mittels Filesharing. Gerade etwa hat der schwedische Experimentalfilmemacher Anders Weberg seine schon recht anschauliche Reihe von P2P-Filmen um seinen neuen Film Anonymus ergänzt, der erneut ausschließlich über Filesharing erhältlich ist. Unter dem Motto "There is no Original" wurden sämtliche Materialien zur Erstellung des Films, wie auch der Film selbst auf dem Rechner des Künstlers zerstört: Anonymus lebt allein in Filesharing-Netzwerken aller Art und auch nur für solange, wie Leute sich bereit erklären, den Film darin am Leben zu erhalten: Der Film wird ortlos allgegenwärtig - und ephemer zugleich.

Zugestandenermaßen: Gesehen habe Anonymus nicht. Für interessant genug halte ich Webergs Projekt aber allemal. Und gerade im April 2009, in dem an allen Ecken und Enden das Internet und seine Möglichkeit von Besitzstandswahrern und anderen dummen Postensitzern angegriffen wird, ist es notwendig auf solche Projekte hinzuweisen. Es versteht sich, dass Anonymus auch bei Pirate Bay (und nicht nur dort) erhältlich ist, wie auch der Rest von Webergs ephemer/beständigem Werk.



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