Über Tiere - Elfriede Jelinek
Deutsches Theater, Kammerspiele
Regie: Nicolas Stemann
Bühne: Nicolas Stemann, Mitarbeit: Anne Hölzinger
Kostüme: Marysol del Castillo
mit: Margit Bendokat, Ingo Hülsmann, Sebastian Rudolph, Nora von Waldstätten, Almut Zilcher, Regine Zimmermann
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da wollte ich also die reine Liebe. Aber als ich sie daheim ausgepackt habe, hab ich erst gemerkt, daß es nicht die reine war
In Elfriede Jelineks "Über Tiere" geht es um Liebe. Reine Liebe, ideelle Liebe, körperliche Liebe, käufliche Liebe, besitzende Liebe, erzwungene Liebe, zwingende Liebe, einzwängende Liebe. Ist Liebe denn überhaupt das richtige Wort?
Der Brief einer Frau, die sich selbst zu erhalten versucht, auf rosa Briefpapier. Eine anzügliche Stimme aus dem Off - eine Männerphantasie? Vielleicht ist sie sogar jungfräulich? Vielleicht macht sie auch Griechisch? Frauen als Fleischwaren, jung knackig gut, am besten aus Osteuropa.
Auf ihr kein Aufpreis, hinter ihr Aufpreis, plus Arsch kostet Aufpreis.
In Elfriede Jelinkes "Über Tiere" geht es um Konsum. Kleider, Sonderanfertigungen, Dienstleistung, Recycling, Sex. Es geht um Figurhaben, Reisen, Repräsentieren. Frauen als Objekte, Sex als Beruf, Liebe gegen Rechnung.
ich sehe, mit welcher Anmut diese andre liebende Frau es trägt, und will es daher auch tragen
Nicolas Stemanns Inszenierung des Stückes der österreichischen Nobelpreisträgerin am Deutschen Theater ist eine bunte Collage um Macht und Sex. Die sechs Schauspieler und Schauspielerinnen sind Freier, Puffmütter, Nutten, Käufer und Verkäufer, Leidende und Nutznießer zugleich. Sie lesen, sie reden, sie plaudern, sie tanzen, sie schreien. Jargon, Wut, Dialekt, Flüsterton, Verführung, Verzweiflung, Abwehr, Besitzergreifen. Ein Stück auch über Schreiben und Lesen, über Texte und Wiederholung. Und über Vieles mehr.
Aufregend, witzig, traurig, erschreckend und mit allen verfügbaren Mitteln wird hier ein aktueller und oft verdrängter Diskurs visualisiert. Unter Zuhilfenahme von Projektionen, Videoaufnahmen, Wasser, Crossdressing, Wünschen, Träumen und dem harten Alltag. Eine Vorlage, die mit Wortwitz und sprachlichem Feingefühl besticht, eine Inszenierung, die schockierend, witzig und traurig zugleich ist. Burlesk, grotesk und doch im Halse stecken bleibend.
Und das sagt der Regisseur dazu:
nächster Termin: 20.04., 20h
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alle Zitate aus:
Über Tiere von Elfriede Jelinek auf: http://www.elfriedejelinek.com
"Liebe ist..."-Bild von: http://liebe-ist.moonweb.de
Foto: DT
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