9. April 2010

Werkschau Lisandro Alonso im Arsenal


Ab heute im Arsenal: eine Werkschau der vier Filme des argentinischen Festivallieblings Lisandro Alonso. Zwei davon kenne ich: Los muertos ist eine beeindruckende Übung in Kino-Minimalismus. Ein Mann wird aus dem Gefängnis entlassen, bewegt sich durch den Raum, isst und trinkt, hat Sex, tötet ein Tier. Und fährt einmal in einem Boot über den Fluss, die Kamera bewegt sich in einem anderen neben ihm her. Nikolaus schreibt hier unter anderem darüber, wie sich der Film zur Narrativität, die man eben doch nicht so leicht über Bord geworfen bekommt, verhält.
Liverpool macht im Grunde dasselbe und übersetzt es lediglich in eine andere zivilisatorische Stufe, weiter weg von der Natur. Industriedampfer anstatt Ruderboote, Tiere werden nicht mehr von Hand, sondern mit der Falle getötet, der Sex wird zu seinem bloßen Versprechen in der Nachtclubshow. Und irgendwie werden die Bilder etwas zu schön, sie erstarren noch in der Bewegung, so frei, wie die Flussszene in Los muertos wird der Film nie. 2008 in Wien hatte mich der Film ziemlich enttäuscht, er ist mir aber seither sehr präsent geblieben, vielleicht muss ich ihm doch noch einmal eine Chance geben. Und auf La Libertad und Fantasma freue ich mich ohnehin.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

kann nicht mal jemand diese ätzend langweilige gleichung minimalismus=world cinema=grosse filmkunst widerlegen

Lukas Foerster hat gesagt…

galt schon 2006: boredom is the new great
http://screenville.blogspot.com/2006/10/unspoken-cinema.html

Spectre hat gesagt…

Die leichte Entäuschung hinsichtlich LIVERPOOL kann ich nach gestriger Sichtung nachvollziehen. Ich halte den Film den bisher schwächsten von Lisandro Alonso. Auch wenn es grotesk klingt, aber es wirkt, als gäbe es ein Zugeständnis hin zu erklärender Narration. Auch verlässt der Film durch seinen Vergangenheitsbezug der Figuren die zuvor in den anderen drei Filmen etablierte "unbedingte Gegenwart". In LIVERPOOL wird nun psychologisiernd erzählt - immer noch weit weg vom konventionellen Erzählkino; im Kosmos' Alonsos allerdings weniger radikal und mutig.