13. März 2009

Tilsiter Lichtspiele: Richard Chamberlain zum 75.

Trotz guter Lage und ambitioniertem Programm fallen die sympathisch rumpeligen Tilsiter Lichtspiele in Friedrichshain gerne mal aus dem Aufmerksamkeitsfokus. Eigentlich schade, denn neben einem für ein nicht-kommunales Kino recht ansehnlichen Spagat zwischen besserem Arthaus-Kino und Ausflügen in den Unterhaltungsbereich, finden sich dort auch regelmäßig sehr schöne Filmreihen im Programm.

Gerade zuende gegangen ist ein Geburtstagsstrauß an Peter Fonda, aktuell gratuliert man Richard Chamberlain zum Ehrentag. Nun ist Chamberlain zwar nicht der anbetungswürdigste Vertreter seiner Zunft (Dornenvögel anyone? Oder diese Ärzteserie auf Hawaii?), doch sind wenigstens seine Arbeiten aus den 70er Jahren zwischen Unterhaltungs- und Autorenkino einen Blick wert.

Seit gestern und noch bis inkl. kommenden Mittwoch läuft in der Mitternachtsschiene des Kinos der unterhaltsame Three Musketeers von Routinier Richard Lester. Dasselbe Prädikat gilt für den Graf von Montechristo, der in der Woche darauf vom 19. bis 25. läuft.

Eine wirkliche Empfehlung wert ist allerdings das schwülstig-obsessive Biopic The Music Lovers. in dem Chamberlain unter der Regie von Ken Russell einen zwischen den Verpflichtungen zur äußeren Repräsentation und seiner Homosexualität zusehends zerriebenen Tschaikowsky spielt (eine recht pikanter Aspekt vor dem Hintergrund von Chamberlains eigener, erst Jahre später öffentlich eingestandener Homosexualität). The Music Lovers läuft vom 26.03 bis 01.04. Alle Filme laufen in der Originalfassung, ob als Zelluloid- oder DVD-Vorführung ist dem Programm leider nicht zu entnehmen.

Ein Ausschnitt auf YouTube zeigt Russells Interpretation von Tschaikowskys Ouvertüre 1812, die zuletzt in der eher missglückten Adaption von Alan Moores Comic V for Vendetta mit viel Effekt eingesetzt wurde. Die gehetzte Manie der Sequenz lässt gut auf die Ästhetik des restlichen Films schließen:



Im übrigen zeichnen sich die Tilsiter Lichtspiele durch sozial sehr verträgliche Preise aus. Schon jede dritte Vorführung - die Stempelkarte erhält man beim ersten Besuch - ist überdies kostenfrei.

Und noch einer anderen Sache wegen muss die Aufmerksamkeit auf das Traditionshaus im Friedrichshainer Nordkiez gelenkt werden: Derzeit sieht sich das Kino durch horrend steigende Mieten existenziell bedroht. Weitere Informationen hierzu auf der Website des Kinos.

[nicht zuletzt ist Chamberlain als Sänger ein fast schon schmerzhaftes Camp-Trash-Phänomen, wie dieses Lied wohl leichter Hand unter Beweis stellt. You've been warned.]

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